Heilige Spiele - Eine Filmwanderung zu Johann Sebastian Bach
Rüdiger Sünner
Soli Deo Gloria
Nach seinen vielgefragten Filmessays zu C.G. Jung, Rainer Maria Rilke, Joseph Beuys, Dorothee Sölle, Paul Celan, Rudolf Steiner oder Paul Klee folgt Rüdiger Sünner jetzt den Spuren Johann Sebastian Bachs.
Johann Sebastian Bach ist nicht nur einer der größten Komponisten aller Zeiten, sondern vielleicht auch der geheimnisvollste. Wer war dieser unscheinbare Mann aus Thüringen, dessen Musik Menschen aus aller Welt immer noch tief berührt? „Wenn wir Bach hören“, schrieb der Philosoph Emil Cioran, „sehen wir Gott aufkeimen, sein Werk ist gottgebärend. Nach einem Oratorium, einer Kantate oder einer Passion muss er existieren.“ An welchen Gott glaubte Bach und wie war seine Spiritualität beschaffen, die wohl die engen Kreise seines protestantischen Umfeldes weit überschritt? Für mich war dieser Komponist an eine dynamische schöpferische Kraft im Universum angeschlossen, ob man sie nun „Gott“ nennt oder nicht, der er demütig diente und die ihm scheinbar endlose Inspirationen schenkte. Unser Film folgt den Spuren des Ausnahmekünstlers an Originalschauplätzen und versucht ein Leben zu beschreiben, dem es in bewundernswerter Weise gelang, Krisen und schmerzhafte Verluste immer wieder in Schönheit und neue Kreativität zu verwandeln: Musik als Kunst der Transformation und Heilung.
Der Film dauert 73 Minuten plus 18 Minuten Zusatzmaterial (ergänzende Informationen)
Interpreten: Danang Dirhamsyah (Klavier), Violine (Mo Yi), Chia-Hsuan Tsai (Cembalo), Ensemble Holland Baroque, Chor und Orchester der J.S.Bach-Stiftung St. Gallen (Leitung Rudolf Lutz), Julius Pfeifer (Tenor), Shinyoung Lee (Klavier), Orchester der Hochschule für Musik und Theater Rostock (Leitung: Kuba Wnuk), Jörg Reddin, Lutz Felbick, Felix Friedrich (Orgel), Rüdiger Sünner (Querflöte und Gitarre).
Johann Sebastian Bach – Kurzbiografie
Geboren 1685 in Eisenach als Spross einer alten Thüringer Musikerfamilie. Ausbildung in Eisenach, Ohrdruf und Lüneburg, erste Organistenstelle ab 1703 in Arnstadt.
1707 Heirat von Maria Barbara Bach in der Kirche zu Dornheim.
Ab 1708 am Weimarer Hof tätig als Hoforganist und Kammermusiker, wo ein Großteil von Bachs Orgelwerk entstand sowie viele Kantaten und Transkriptionen von Cembalokonzerten von Antonio Vivaldi.
1717 Mehrwöchige Haft in der Weimarer Bastille wegen Meinungsverschiedenheiten mit Bachs Dienstherr, dem Herzog Wilhelm Ernst.
Ab 1717 Kapellmeister in Köthen bei dem musikbegeisterten Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen, wo u.a. die Brandenburgischen Konzerte aufgeführt wurden.
1720 Tod von Bachs Frau Maria Barbara in Köthen und Komposition u.a. der sechs Partiten und Sonaten für Violine solo (darunter die „Chaconne“), sowie des Wohltemperierten Klaviers.
1723-1750 Tätigkeit als Musiklehrer und Thomaskantor in Leipzig, Arbeit als Orgelprüfer und Komposition u.a. vieler Kantaten, der Matthäus- und Johannes-Passion, des Weihnachtsoratoriums, der H-Moll Messe, der Cembalokonzerte, der „Goldberg-Variationen“ und der „Kunst der Fuge“.
1750 Missglückte Augenoperation durch den englischen Arzt John Taylor, Erblindung, Schlaganfall und Tod am 28. Juli 1750.
Werke von Johann Sebastian Bach im Film:
Largo aus dem f-moll Klavierkonzert, BWV 1056 Bearbeitung für Querflöte und Gitarre Querflöte und Gitarre: Rüdiger Sünner
Allemande aus der Englischen Suite, A-DUR BWV 806 Aria aus den Goldberg-Variationen, BWV 988 Präludium C-DUR aus dem Wohltemperierten Klavier, BWV 846 Gigue aus der Partita Nr.1 B-DUR, BWV 825 Prelude in h-moll, BWV 855 a, bearbeitet von Alexander Siloti Klavier: Danang Dirhamsyah
Allegro aus der Sonate A-DUR für Violine und Cembalo, BWV 1015 Barockvioline: Mo Yi, Cembalo: Chia-Hsuan Tsai
Toccata d-moll BWV 565 Orgelchoral „Allein Gott in der Höh sei Ehr’“, BWV 715 Orgel: Jörg Reddin
Allegro aus dem Klavierkonzert A-DUR, BWV 1055 Klavier: Shinyoung Lee
Orchester der Hochschule für Musik und Theater Rostock Musikalische Leitung: Kuba Wnuk
Ciaccona aus der 2.Partita für Violine Solo d-moll, BWV 1004 Violine: Mo Yi
Orgelchoral „Ich ruf’ zu dir, Herr Jesu Christ“, BWV 639 Orgel: Lutz Felbick
Choral „Wer hat dich so geschlagen“ aus der Johannes-Passion, BWV 245 Chor und Orchester der J.S.Bach-Stiftung St. Gallen Leitung: Rudolf Lutz
Arie „Man halte nur ein wenig stille“ aus der Kantate BWV 93 Tenor: Julius Pfeifer, Chor und Orchester der J.S.Bach-Stiftung St. Gallen Leitung: Rudolf Lutz
Air aus der Orchestersuite Nr.3, BWV 1068 Bearbeitung für Orgel, Orgel: Felix Friedrich
Contrapunctus 1 aus der „Kunst der Fuge“, BWV 1080 Holland Baroque: Judith Steenbrink, Filip Rekieć, Stefano Rossi, Tomasz Pokrzywinski, Tineke Steenbrink
Rüdiger Sünner, 1953 in Köln geboren, ist Autorenfilmer im besten Sinn: Themen, die ihn berühren, greift er auf und recherchiert sie gewissenhaft, entwickelt Skript wie Aufbereitung unabhängig von TV-Sendern und Fördergremien, produziert und schneidet selbst, um ein Resultat vorlegen zu können, das seinen Ansprüchen genügt. Das ist mitunter erschöpfend und Kraft raubend, steht aber für Qualitätsarbeit jenseits von Spekulation und Quotendruck. »Sünner kreist in seinen Filmen um die Frage, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält.« Neue Zürcher Zeitung