Manis Lichtschatz
Christa M. Siegert
Als in den Dreißiger Jahren in Ägypten in einem modrigen Keller ein Packen verwitterter Papyrusblätter mit koptischen Schriftzeichen gefunden wurde, ahnte niemand, dass es sich um einen wesentlichen Teil des "Lichtschatzes" der Manichäer handelte, auch "Manis Perlenlieder" genannt. Mani, der Gesandte des Lichtes, wollte die reinen gnostischen Kräfte, die sich in ihm offenbarten – Licht, Liebe und ein Leben im Einklang mit der göttlichen Ordnung – seinen Mitmenschen übertragen.
Er lehrte, dass im Menschenherzen ein Lichtkeim verborgen sei, der in einer Hülle aus Stoff, der menschlichen Persönlichkeit, gefangen liege. Diesem Lichtkeim und seiner Befreiung sind die Perlenlieder gewidmet, lyrische Anrufungen und Gebete an Jesus Christus, die göttliche Seele, und den Allvater selbst, die "Sonne aller Sonnen".
Christa Siegerts einfühlsame Übertragungen machen den immerwährenden Glanz dieser alten Texte sichtbar. Unter dem Titel: "Mani – Perlen" sind Auszüge aus dem Buch auch als Hörbuch erhältlich.
Reinige mich, mein Gott.
Reinige mich im Inneren und im Äußeren.
Reinige Leib, Seele und Geist,
auf dass die Lichtkeime in mir wachsen
und mich zur Fackel werden lassen.
Lass mich eine Flamme werden,
die alles in mir
und um mich herum
zum Licht wandelt.
Lass mich erblicken Dein Antlitz, Vater,
das ich schaute,
ehe diese Welt erschaffen war.
Ehe die Finsternis sich erkühnte,
Neid gegen Deine Licht-Äonen zu erregen.
Allein deswegen
war ich ein Fremdling geworden
meinem Königreich.
Nun habe ich diese Wurzel ausgerissen.
Den Leib der Verweslichkeit,
der in Sündenglut brennt,
habe ich ersterben lassen.
Ferngehalten habe ich ihn
von den reinen Gliedern der Seele.
Ich bin eine fleckenlose Magd geworden.
Siegreich kehre ich zur Höhe zurück.
Reingewaschen, mein Bräutigam,
mit Deinen Wassern des Lebens.