Die Wolke über dem Heiligtum
Karl von Eckartshausen
Wie geriet die Menschheit in ihren heutigen Zustand? Und wie kann sie ihm entkommen? "Der Mensch vor dem Falll war der lebendige Tempel Gottes, und in dem Augenblick, wo dieser Tempel verwüstet war, war schon von der Weisheit Gottes der Plan der Wiedererbauung dieses Tempels entworfen ..."
Der deutsche Mystiker Karl von Eckartshausen, der von 1752 bis 1803 lebte, hat in seinem verhältnismäßig kurzen Leben eine ungewöhnlich große literarische Aktivität entfaltet. Der Katalog seiner Bücher umfasst über hundert Titel, von denen als bekanntester "Gott ist die reinste Liebe" genannt werden kann, ein Werk, das als ein Wendepunkt in seinem Leben anzusehen ist (1790). Es wurde in fast alle europäischen Sprachen übersetzt und erlebte im Laufe der Jahre mehr als 60 Auflagen.
Als wichtigstes Werk gilt jedoch die Serie von sechs Briefen, die er im Jahre 1802 zum Schluß seines Lebens, unter dem Titel "Die Wolke über dem Heiligtu" oder "Etwas, wovon sich die stolze Philosophie unseres Jahrhunderts nichts träumen lässt" veröffentlicht hat.
Während im niederländischen Rozenkruis-Pers Verlag bereits die dritte Auflage einer holländischen Übersetzung dieses Werk erschienen ist, musste es als ausgesprochener Mangel empfunden werden, dass in deutscher Sprache lediglich gekürzte Fassungen oder von jeweils besonderen Gesichtspunkten bestimmte Bearbeitungen existierten.
Mit der vorliegenden Ausgabe wird eine ungekürzte Fassung der Originaltexte von 1802 vorgelegt, die hinsichtlich Rechtschreibung und Zeichensetzung auf einen modernen Stand gebracht ist.
Das Anliegen und die Sprache der vorliegenden Briefe wird von jedem Schüler der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes innerlich "erkannt". Deshalb konnte Jan van Rijckenborgh im Vorwort der 1948 erschienenen zweiten niederländischen Auflage schreiben: "Der Inhalt dieser Briefe gehört zu dem Wort, das niemals vergeht. Es ist die Sprache des modernen Rosenkreuzes."