Mikhail Naimy

Mikhail Naimy

Mikhail Naimy wurde am 17. Oktober 1889 in Baskinta, einem Dorf am Fuße des Berges Sannin im Libanon, geboren. 1906 begann er sein Studium an der theologischen Abteilung in Poltava in der Ukraine, wo er 1911 das Examen ablegte. Während seines Aufenthalts in Russland, einem Land, dem er eine besondere Wertschätzung entgegenbrachte, kam er auch mit den Großen der russischen Literatur in Berührung, die ihn tief beeindruckten und bleibenden Einfluss auf die weitere Entwicklung seines Denkens und Schreibens ausübten. Seine ersten literarischen Werke, darunter An-Nahr Al-Mutajammed, schrieb und veröffentlichte er zunächst in russischer Sprache und übersetzte sie erst später ins Arabische.

1911 beschloss Naimy, mit seinem ältesten Bruder Adib in die Vereinigten Staaten zu gehen, um an der University of Washington in Seattle Literatur und Jura zu studieren.

Dort lernte er Khalil Gibran kennen und gründete zusammen mit ihm und anderen libanesischen und syrischen Emigranten 1920 die berühmte Pen Society. Das Ziel dieser Gruppe war, die arabische Literatur neu zu beleben und zu bereichern. Mikhail Naimy schrieb viel in dieser Zeit, und seine Bücher gelten noch heute in der arabischen Welt als Standardwerke. In dieser Lebensphase wurde ihm bewusst, dass die westliche Kultur durch eine übersteigerte Rationalität in ihrer Entwicklung begrenzt wird. Spirituelles Wachstum gerät durch einseitig rationale Herangehensweise in eine Sackgasse, und ohne eine spirituelle Perspektive droht der Menschheit die Selbstvernichtung.

1931 starb sein Freund Gibran, dem Naimy tief verbunden war. Dieser Verlust wie auch die in der westlichen Welt gewonnenen Einsichten bewogen ihn, nach 20 Jahren in Amerika in seine Heimat im Hochland von Shakroub zurückzukehren und den Rest seines Lebens auf die Ausarbeitung seiner spirituellen Botschaft zu verwenden: dass nämlich der ganze Kosmos und das Leben selbst eins und unteilbar sind; dass aber diese Einheit nicht mit dem Intellekt erfahren werden kann. Nur das tiefste Innere des Menschen erfasst diese Einheit von allem in allem. Um zu diesem Innersten zu gelangen, muss der Mensch einen Weg bis zu dem Kreuzungspunkt gehen, an dem sich entscheidet, ob er lebt, um zu sterben, oder stirbt, um zu leben.

Mikhail Naimy veröffentlichte über 40 Bücher. Das bei der Rozekruis Pers verlegte Werk "Das Buch Mirdad", das Naimy 1948 ursprünglich in Englisch veröffentlichte, stellt die Frucht seiner philosophischen Arbeit dar. Gefragt, ob er nicht noch einmal solch ein herrliches Buch schreiben könne, antwortete er: "Ich würde mir wünschen, dass Gott mich noch so ein Buch schreiben ließe!"

Umgeben von seiner Familie und seinen Freunden, starb Mikhail Naimy am 28. Februar 1988 im Alter von 99 Jahren.